Rheinaufweitung

Dank der Rheinaufweitung gibt es hier wieder Kiesinselbänke, auf denen der Flussuferläufer Nahrung findet (Ueli Bühler)
Dank der Rheinaufweitung gibt es hier wieder Kiesinselbänke, auf denen der Flussuferläufer Nahrung findet (Ueli Bühler)

Mit der Rheinaufweitung Chur-Felsberg im Jahr 1996 beabsichtigte das Kantonale Tiefbauamt in erster Linie der fortschreitenden Vertiefung der Rheinsohle Einhalt zu gebieten. Auf 200 m Länge wurde das Flussbett aufgeweitet, um dem Rhein mehr Platz zu schaffen und seine Fliessgeschwindigkeit zu verringern. Die daraus entstandenen Inselbereiche zwischen dem alten und neuen Rheinwuhr wurden dem Fluss zum Abtrag überlassen. Diese naturnahe Revitalisierung wurde als Bereicherung im Naherholungsgebiet der Siedlungen und wertvolles Biotop für die Tier- und Pflanzenwelt durch das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft vorbehaltlos begrüsst.

Seid dem Jahr 2000 hielten sich immer wieder Flussuferläufer in diesem Gebiet auf und seit 2004 konnte Doris und Remo Metzger regelmässig Brutnachweise erbringen.

 

Die Flussuferläufer in der Rheinaufweitung brauchen Schutz

Zwei Tafeln von Vogelschutz Chur rufen zur Rücksichtnahme auf den Flussuferläufer aufmerksam (Ueli Bühler)
Zwei Tafeln von Vogelschutz Chur rufen zur Rücksichtnahme auf den Flussuferläufer aufmerksam (Ueli Bühler)

Die sandig, kiesigen Inseln mit niedriger Bodenvegetation der Rheinaufweitung Chur-Felsberg bieten ideale Brutbedingungen für den stark gefährdeten Flussuferläufer. Doch vom Störungsdruck durch Freizeitaktivitäten und durch freilaufende Hunde geht eine grosse Gefährdung für den Flussuferläufer aus. Deshalb ruft der Vogelschutz Chur mit Informationstafeln zu Rücksichtnahme und Mithilfe auf.

Der ungefähr 20cm grosse Flussuferläufer besiedelt heute in der Schweiz Auengebiete in den grösseren Flusstälern der Alpen und Voralpen. Als Folge von Flussregulierungen, Biotopveränderungen und Freizeitaktivitäten ist der Flussuferläufer in den Tieflagen ganz Europas zurück-gegangen. Er hat im schweizerischen Mittelland alle Brutplätze geräumt. Die aktuellen Hauptverbreitungsgebiete mit der Hälfte der 70-90 Brutpaare liegen in Graubünden: nämlich im Churer Rheintal, entlang des Vorderrheins, in der Surselva, am Hinterrhein sowie im Engadin. Damit trägt der Kanton Graubünden eine besondere Verantwortung für diesen interessanten Vogel.

 

Sensible Phase Anfang Mai bis Mitte Juli

Von Anfang Mai bis Mitte Juli sollten die Kiesbänke nicht betreten werden (Jürg Hosang)
Von Anfang Mai bis Mitte Juli sollten die Kiesbänke nicht betreten werden (Jürg Hosang)

Ende April/ anfangs Mai wird es an der Flussaufweitung jeweils spannend, dann zeigt sich, ob es unter den anwesenden Flussuferläufern zu einer Paarbildung kommt. In Ufernähe meist etwas in der angrenzenden Vegetation versteckt, errichtet das neue Paar eine mit trockenem Laub und Gras ausgelegte Bodenmulde. Bald legt das Weibchen rund vier Eier, die die beiden Eltern in 22 Tagen ausbrüten. Als Nestflüchter verlassen die Jungen nach wenigen Stunden das Nest und sind ungefähr nach vier Woche flugfähig. Das Nest ist meist gut vor Hochwasser und natürlichen Feinden geschützt, nicht aber vor ahnungslosen Menschen und freilaufenden Hunden, die sich ebenfalls in diesem Lebensraum tummeln.

Um dieser grossen Gefährdung in den Monaten Mai bis Juli entgegen zu wirken und dem Flussuferläufer ausreichenden Schutz zu gewähren, hat der Vogelschutz Chur in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jagd und Fischerei und der Forst- und Alpverwaltung der Stadt Chur zwei Informationstafeln aufgestellt, die zu Rücksichtnahme aufrufen und so dem Flussuferläufer eine Überlebenschance sichern.